ORA ET LABORA ET LEGE

Geistliche Gedanken zur Akademie

Von Beginn an ringen wir Menschen um das Warum, das Woher und Wohin. Für uns Christen endet die Existenz nicht mit dem Tod, sondern es beginnt ein neues Leben. Wie es sein wird, wissen wir nicht, dass es sein wird, glauben wir.

Der hl. Benedikt (480-543) verfasste im 6. Jahrhundert eine Ordensregel für Mönche, um Ihnen einen Weg zu zeigen hin zu diesem neuen Leben. Das Kloster verstand er dabei als Schule, den Abt als Lehrer, die Ordensleute als Schüler. Lebenslanges Lernen – vermeintlich ein Schlagwort der Gegenwart – war für ihn selbstverständlich. Seine Klosterverfassung beginnt mit den Worten: „Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm den Zuspruch des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn durch die Tat!“ (RB Prolog, 1).

Abgeschiedenheit von der Welt, Stille im Alltag und ein geregelter Tagesablauf als Rahmenbedingungen förderten die Wissenschaften. Forschende Mönche ließen Klöster schon bald zur Pflanzstätten der Gelehrsamkeit werden.

Die Regel des hl. Benedikts wurde im Laufe der Jahrhunderte von zahllosen Laien studiert und umgesetzt. Die Benediktinerabtei Ottobeuren bietet jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch 2021 die Gelegenheit, sich im Dreiklang von Gebet, Stille und Austausch in eine Jahrhunderte alte Tradition der Forschung zu vertiefen.

P. Winfried Schwab OSB