2024: Glaube und Wissenschaft
Im fünften Jahrgang von fideliter intellegens fand statt der gewohnten Sommerakademie ein erstes Treffen der Alumni in Rom statt. Da es eines der wichtigsten Anliegen des Projekts ist, katholische Jungwissenschaftler untereinander zu vernetzen, war das diesjährige Treffen ganz diesem Ziel gewidmet. Aus allen Jahrgängen der Akademien kamen Teilnehmer nach Rom, um sich untereinander auszutauschen und die Frage zu vertiefen, welche Rolle sie als glaubende Forscher in der akademischen Welt einnehmen und wie ihnen das wachsende Projekt fideliter intellegens dabei Hilfestellungen und Orientierung geben kann.
Die Programmpunkte des Treffens in Rom waren daher so gewählt, dass die Teilnehmer zum einen wichtige kirchliche akademische Einrichtungen und Personen in der Ewigen Stadt kennenlernen konnten und zum anderen ihre persönliche Situation als Katholiken in der Wissenschaft geistlich, philosophisch und persönlich reflektieren konnten. Wie Dr. Ignacio García in einem lebendigen Vortrag mit anschließender Diskussion darstellte, ist die römische Forschungslandschaft insbesondere für Katholiken aller akademischen Disziplinen schon seit Jahrhunderten nicht nur ein Ort aktiven Forschens und reflektierten Glaubens, sondern auch des Austausches. Dies hängt natürlich nicht nur, aber sehr stark vom religiösen, politischen, aber auch wissenschaftlichen Wirken der Päpste ab. Die aktuelle Dimension davon wurde bei einem Besuch und Gespräch im römischen Studio des katholischen Senders EWTN diskutiert.
Wie konkret akademische Arbeit mit den Realitäten des Lebens in Kontakt kommt, zeigte sich beim Besuch des höchsten kirchlichen Gerichts, der Rota Romana mit Dr. Konrad Ackermann, bei dem auch die Frage im Mittelpunkt stand, welche Rolle die Gewissensbildung für akademisch arbeitende Katholiken spielt. Der für die geisteswissenschaftliche Forschung – insbesondere deutscher katholischer Akademiker – vielleicht bedeutendste Ort in Rom, der Campo Santo Teutonico, welcher das Römische Institut der Görres-Gesellschaft beherbergt, war gewissermaßen Zentrale des Treffens der Alumni von fideliter intellegens. Prof. Dr. Stefan Heid, der Leiter dieses Institutes führte ausgehend von der Geschichte der Forschungen Deutscher in Rom über zu einer lebendigen Diskussion darüber, was die Herausforderungen und Aufgaben katholischer Akademiker heute seien.
Das intensive Seminar mit dem Rektor des Angelicum, Prof. Dr. Father Thomas Joseph White OP, welcher ausgehend von der thomistischen Sicht auf die Natur des Menschen die dem Menschen eigene Ausrichtung auf Gott vertiefte, war ein weiterer Höhepunkt des Treffens. Die Teilnehmer, welche aus verschiedensten akademischen Disziplinen kamen, wurden nicht nur mit den philosophischen Grundlagen thomistisch-christlichen Denkens über den Menschen vertraut, sondern vertieften die Fragen darüber, welche spezifischen Berufungen, in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld stecken.
Gewissermaßen weitergeführt und konkretisiert wurde dieser Denkanstoß mit einem soziologisch-ethischen Blick von Prof. Dr. Dr. Ralph Weimann auf die umwälzenden Konsequenzen einer immer stärker von Künstlicher Intelligenz veränderten Welt. Nicht nur für die Arbeit als Wissenschaftler, sondern auch für das ethische Handeln und religiöse Leben in der Welt wird eine grundlegende Auseinandersetzung damit immer wichtiger. Das gemeinsame Gebet an den bedeutenden Stätten des Christentums, das Kennenlernen der Stadt und die intensiven Gespräche untereinander haben die Idee von fideliter intellegens auf eine neue Ebene geführt. Die Vernetzung und Bestärkung der zum großen Teil bereits nun schon fertig promovierten Teilnehmer, sowie die intellektuelle Auseinandersetzung mit relevanten Themen, welche über den eigenen Forschungsbereich hinausreichen, führten zu einer Bereicherung aller Beteiligten.
Dies wurde insbesondere dadurch deutlich, dass ausgehend von dem Treffen in Rom von verschiedenen Alumni neue Formate für fideliter intellegens entwickelt werden, welche die Idee auf verschiedene Weise in Zukunft fortführen werden.